Die PRP (plättchenreiches Plasma)-Therapie, die auch als die Eigenbluttherapie bekannt ist, erfreut sich weiterhin wachsender Beliebtheit. Die American Society of Plastic Surgeons verfolgt dieses Verfahren bereits seit 2015 und berichtete in ihrem letztem Plastic Surgery Statistics Report von 2020 über einen fulminanten mehr als 130 %-igen Anstieg der jährlichen Anzahl von PRP-Behandlungen in den USA in den letzten fünf Jahren. Zu verdanken ist der Anstieg, wie es auch bei vielen Beauty-Verfahren der Fall ist, vor allem der Popularität der kosmetischen Behandlung bei Hollywood-Diven - allen voran Kim Kardashian.
Trotz des Fehlens standardisierter Protokolle für die PRP-Präparation und des Mangels an umfangreichen Follow-up Studien, die die nachhaltige Wirksamkeit von dem neuen Verfahren an Probanden verifizieren sollten, liegen überzeugende experimentelle Beweise für positive Auswirkungen dieser Therapie auf Hautverjüngung, Haarwuchs, Wundheilung und Fetttransplantation. Bei dem Überfluss an Informationen über diese Therapie und ihre Anwendungsmöglichkeiten ist es jedoch nicht einfach das volle Ausmaß ihrer Vorteile, Nachteile und Einschränkungen zu verstehen. Worum geht es bei der Behandlung eigentlich? Wie funktioniert sie?
Bei dieser Therapie wird plättchenreiches Plasma aus dem Eigenblut des Patienten mittels spezieller PRP-Röhrchen gewonnen und in aufbereiteter Form in die zu behandelnde Stelle injiziert. Zur PRP-Herstellung werden die PRP-Röhrchen unter Einsatz verschiedener Zentrifugationsverfahren verwendet. Bei allen diesen Methoden wird eine kleine Blutprobe des Patienten in separate Bestandteile aufgetrennt. Die roten Blutkörperchen werden dabei entfernt und der verbliebene flüssige Anteil des Blutes (Plasma) hat dann eine hohe Konzentration an Blutplättchen. Blutplättchen oder Thrombozyten sind Blutzellen, die eine Schlüsselrolle bei der Blutgerinnung spielen. Bei Gewebeschäden reichern sich Thrombozyten an der erkrankten Stelle an und lösen dort eine Kaskade von Ereignissen aus, die zu einem Aufhören der Blutung und Verheilen der Wunde führen. Thrombozyten setzen über 30 Wachstumsfaktoren und andere biologisch aktive Proteine frei, welche unter anderem die Neubildung von Blutgefäßen und Gewebewachstum stimulieren. Dieses Gemisch natürlicher Wachstumsfaktoren führt sehr wahrscheinlich gerade zu der breiten Palette therapeutischer Effekte, die im Zusammenhang mit der PRP-Therapie berichtet worden sind.
PRP, das ursprünglich zur Behandlung von Hauterkrankungen und zur Begünstigung der Heilung bei Knochenverpflanzung angewendet worden war, findet zunehmend Anwendung in diversen chirurgischen Spezialgebieten, einschließlich der plastischen Chirurgie. Allein in den USA wurden gemäß dem Statistics Report von 2019, der von American Society of Plastic Surgeons jährlich herausgebracht wird, mehr als 275 Tausend kosmetischer minimalinvasiver Eingriffe durchgeführt. Gerade für die plastische Chirurgie ist PRP dank vieler seiner Eigenschaften äußerst attraktiv: Es lässt sich einfach und kostengünstig aus dem Eigenblut des Patienten herstellen und hat wenig oder nahezu kein Risiko von Nebenwirkungen. Allerdings kann PRP-Einsatz insbesondere für kosmetische Zwecke zeitaufwändig sein und mehrere Behandlungen erfordern. Dr. Edward Chamata u. a. vom Baylor College of Medicine in Houston haben neulich in einer Review-Veröffentlichung einige Anhaltspunkte zu vielversprechenden PRP-Anwendungen in vier Schlüsselbereichen dargelegt:
Gesichtshautverjüngung – Vampire Lifting ist ein relativ neues Anti-Aging-Verfahren zur Verjüngung der Gesichtshaut und Faltenreduzierung. In der klassischen Variante wird PRP, das ggf. mit zusätzlichen Wirkstoffen angereichert wird, unter die Haut injiziert. Eine andere effiziente Art, PRP in die Haut zu bringen, ist in jüngster Zeit entstanden und macht sich das Microneedling mit anschließender topischer Anwendung von PRP in Form einer Creme zunutze. Laut einigen neulichen Studien sollte das Microneedling die Kollagenproduktion, Hautstraffung und Verjüngungsprozesse erhöhen. Das Microneedling in Kombination mit PRP zeigte sich auch als eine gute Behandlungsstrategie bei atrophischen Aknenarben und Pigmentierungsstörungen der Haut.
Haarwuchs – PRP-Therapie alleine oder als eine ergänzende Therapie bei Haartransplantationen wird zur Wachstumsstimulation der Zellen der dermalen Papille, die in der Haut als Steuerzentrum des Haarwachstums bzw. Haarfollikel fungieren, eingesetzt und ist sowohl für Männer als auch Frauen gleichermaßen für die Anregung des Haarwuchses wirksam. Laut der Studie wird durch die Wachstumsfaktoren sowie Interaktionen zwischen der dermalen Papille und primitiven Stammzellen die Wachstumsphase des Haarzyklus aktiviert, was sich in einer Neubildung und Erhaltung von Haarfollikeln resultiert.
PRP und fraktionierte Laserbehandlung – PRP-Therapie in Kombination mit fraktionierter Laserbehandlung demonstrierte ausgezeichnete therapeutische Wirkung bei der Verjüngung der Gesichtshaut und bei der Behandlung von Aknenarben. Die Wirkungsweise des therapeutischen Ansatzes ist genau dieselbe wie bei der Kombination mit dem Microneedling: Um eine gewisse Eindringtiefe für die autologen Wachstumsfaktoren und zugesetzten Wirkstoffe zu erreichen, wird mittels dieses Speziallasers Mikroporen in der Haut erzeugt. Zusätzlich zur Heilungsförderung von Zielbeschwerden können die von PRP bereitgestellten Wachstumsfaktoren auch die durch die Laserbehandlung verursachten Rötungen und Entzündungen reduzieren.
PRP und Eigenfetttransplantation – PRP-Einsatz bei Fetttransplantationen, die bei einer breiten Palette von kosmetischen und rekonstruktiven Verfahren zum Einsatz kommen, ist ein weiteres expandierendes Therapieverfahren in der plastischen Chirurgie, das die Versorgung der Fettzellen und damit die Anwachsrate des Eigenfetts verbessert. In einigen Studien wurden sogar drastische Verbesserungen im Hautrelief und -volumen mit PRP im Vergleich zur alleinigen Fetttransplantation berichtet.